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Jürgen Fux und die Stadt Hallein: Kunst, Inspiration und Zukunftsträume
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Heute ist er einer der renommiertesten Künstler Österreichs – begonnen hat er als Metzger. „Da weißt du wenigstens, was ‚Hakeln‘ ist!“, sagt Jürgen Fux pragmatisch. Er wird uns heute ein wenig über sein Leben, die Kunst und über seine Beziehung zu Hallein erzählen.
Vor den Vorhang: Im Gespräch mit Jürgen Fux
Jürgen Norbert Fux wurde 1975 geboren. Aufgewachsen in Anif, quasi vor den Toren von Hallein, hat er seit jeher eine tiefe Verbindung zur Salinenstadt. Seine Werke, die meist auf Portraitfotografien basieren, sind mittlerweile in Galerien auf der ganzen Welt ausgestellt. Sein Markenzeichen: ein Barcode. Dennoch beschreibt er seinen eigenen Werdegang sehr bescheiden: „Na ja, sooo wichtig und erfolgreich bin ich ja nicht.“ Vielmehr habe er immer hart gearbeitet und sich nicht unterkriegen lassen. „Ein bisschen Glück war auch dabei“, gibt er zu und betont gleichzeitig, dass sein erster Bezug zu Hallein über die Raiffeisenbank Hallein entstanden sei. „Sie haben an mich geglaubt – und tun es noch immer.“ Ein wenig Sturheit und eine gewisse chaotische Ader seien ebenfalls hilfreich gewesen, ergänzt er schmunzelnd.
Hallein als prägende Stadt für seine Kunst
Fux erinnert sich daran, wie er in Hallein seine ersten Farben und Leinwände kaufte. „Damals gab es einen kleinen Laden gegenüber der Raika, der vor etwa 30 Jahren schloss. Dort habe ich mich mit meinen ersten Farben und Leinwände eingedeckt und meine erste Wohnung in Niederalm damit geschmückt.“ Besonders sei für ihn gewesen, dass er auf dem Balkon dieser Wohnung auch seine erste Ausstellung machte, bevor er schließlich den alten Stall von Thomas Geierspichler in ein Atelier umwidmete.
Kunst in Hallein – Potenzial und Herausforderungen
Jürgen Fux sieht großes künstlerisches Potenzial in Hallein. „Die Stadt hat viele Möglichkeiten, aber noch nicht jeder Künstler hat das für sich entdeckt.“ Besonders auf der Pernerinsel gibt es zahlreiche Kunstveranstaltungen und Symposien.
Er spricht auch über die Herausforderungen. „Mit Herrn Candido Rainer gibt es bereits jemanden, der anders denkt, das braucht seine Zeit.“
Hallein im Wandel: Hohe Lebensqualität und kurze Wege
Jürgen Fux betont, dass Hallein längst keine Kleinstadt mehr sei. „Hallein hat einen irrsinnigen Entwicklungsschub gemacht“, sagt er. Früher habe Hallein einen schlechteren Ruf gehabt, doch das habe sich in den letzten Jahren grundlegend geändert.
Er zieht einen interessanten Vergleich: „Ich hatte mal eine Galerie in Tel Aviv. Und eigentlich ist Tel Aviv nicht der Place-to-be.“ Niemand spreche darüber, wie großartig die Stadt sei, denn sonst würde die Gefahr bestehen, dass plötzlich alle hinwollen. Ähnlich sehe er das bei Hallein.
Fux beschreibt die Stadt als einen Ort mit hoher Lebensqualität, an dem jeder jeden kenne. „Ich bin hier wirklich gern“, sagt er. Besonders schätze er die kurzen Wege: „Da ist eine Pizzeria ums Eck, Kaffeehäuser, viele Geschäfte – hier kann ich meine Schuhe und vieles mehr kaufen.“ Hallein biete ihm einfach alles, was er brauche.
Auch für das Umland sei Hallein ein wichtiger Anziehungspunkt. „Wer in der Umgebung wohnt, geht nach Hallein rein“, erklärt er. Dennoch bewahre sich die Stadt ihren Charme.
„Im Prinzip ist Hallein eine der geilsten Städte Österreichs – mit ein bisschen Dorfcharakter. Aber das darf Hallein auch sein.“
Wo finden Künstler Inspiration in Hallein?
Welche Orte würde er Künstlern empfehlen, die in Hallein Inspiration suchen? Ohne zu zögern, nennt er folgende Orte und lächelt: „Alles hat irgendwie mit Wasser zu tun“. All diese Orte haben für ihn eine besondere Energie und bieten perfekte Inspirationsquellen.
- Die Pernerinsel: „Die Pernerinsel, aber ich meine wirklich nur das Wiesenstück! Da gehe ich hinein und bin mitten in der Natur. Ich werfe meine Angel aus, und mein Hund läuft herum. Das ist einfach super. Theoretisch könnte man hier auch baden, wenn es nicht verboten wäre.“
- Der Salzachweg unter der Brücke am Anton-Neumayer-Platz: „Von der Halleiner Brücke aus gesehen, ist das die nächste Brücke in Richtung Kuchl. Da kann man unten spazieren gehen. Es ist unglaublich! Es fühlt sich an wie Sandburgenbauen. Einfach traumhaft dort.“
- Eine Wanderung von Hallein nach Bad Dürrnberg: „Von Hallein geht man zu Fuß über die Kirche nach oben – bis nach Dürrnberg – und das ist fantastisch!“
- Der Almbach: „Wenn du am Almbach in Richtung Wiestal-Stausee spazierst –eine schöne Kulisse.“
- Der Rifer Spitz: „Der Rifer Spitz. Dort, wo die Stockbahn ist, wo die Salzach und die Königseeache zusammenkommen.“ Überhaupt findet er die gesamte Königseeache auf der Rifer Seite „einfach legendär“.
Kunst verstehen und bewerten
Fux betont, dass nicht jeder, der sich Künstler nennt, auch einer sei. „Man muss schon einiges können, und es gehört mehr dazu, als nur hohe Preise für Werke zu verlangen.“
Er beobachtet, dass viele sogenannte Künstler vermögende Partner haben oder aus Familien mit berühmten Eltern stammen. „Dann machen die Kinder plötzlich auch Kunst“, sagt er kritisch. Auch Quereinsteiger, die nebenbei Kunst produzieren, sieht er mit gemischten Gefühlen. „Es ist nicht wichtig, auf einer Kunstschule gewesen zu sein – aber es schadet auch nicht. Wer Talent hat und durchhält, kann es schaffen. Ich bin seit 25 Jahren selbstständig und widme mich hundertprozentig meiner Kunst und bin auch als Kurator tätig. Ich habe lange gekämpft, bevor es vor etwa zehn Jahren aufwärtsging.“ Jürgen Fux beschreibt die Rolle von Künstlern aus einer herrlich pragmatischen Sichtweise:
„Im Wesentlichen sind Künstler auch nur geniale Dienstleister, die sich durch ein mehr oder weniger weitreichendes Netzwerk auszeichnen.“
Auf die Frage, wie sich der Preis eines Kunstwerks definiert, erklärt Jürgen Fux: „Die Basis legst du als Künstler selbst fest – du hast ja auch deinen eigenen Lebensstandard.“ Doch das allein genügt nicht, um den Wert eines Werkes zu bestimmen. „Es spielt eine große Rolle, mit welchen Galerien du zusammenarbeitest, ob du zu internationalen Kunstmessen eingeladen wirst, ob du Preise erhalten hast oder Publikationen erschienen sind.“ Auch die Art und der Ort der Ausstellungen seien entscheidend: „Hast du Einzel- oder Gruppenausstellungen? Wo hast du ausgestellt?“
Warum Rankings für Künstler und Sammler wichtig sind
Zudem gibt es weltweite Rankings, die Künstler nach ihrer Bedeutung einstufen. „Auf Plattformen wie Artfacts.net sind sowohl lebende als auch verstorbene Künstler gelistet. Hier bist du nur drinnen, wenn du auch gekauft wirst und bereits deine Spuren auf dem Kunstmarkt hinterlassen hast.“, erklärt er. Jürgen Fux selbst ist derzeit weltweit auf Platz 33.690 von 1.090.481 auf dieser Plattform gelistet (Stand: 02/2025). Diese beeindruckende Platzierung ist ein herausragendes Zeugnis seines Talents und seiner Professionalität.
Das Ranking basiere auf Fakten und sei für Sammler besonders interessant. „Hier kannst du die Karriere eines Künstlers aber auch die Rankings für Galerien verfolgen. Anhand dieser Listen kannst du als Künstler auch erkennen, mit welchen Galerien du zusammenarbeiten solltest und von welchen du dich besser fernhältst, weil sie z.B. an Bedeutung verloren haben.“
Diese Künstlern inspirieren Jürgen Fux
Jürgen Fux hat klare Favoriten in der Kunstwelt. „Mein Lieblingskünstler ist Gerhard Richter. Ein absolut bodenständiger Typ, den ich einmal kennenlernen durfte.“ Ebenso inspirieren ihn Erwin Wurm, Csaba Fürjesi und der Halleiner Georg Zenz. „Ihre Werke faszinieren mich einfach.“ Auch mit den Arbeiten von Franz West und Arnulf Rainer setzt er sich gerne auseinander. „Besonders beeindruckt hat mich das Leben von Hermann Nitsch. Die Schüttbilder sind ja nur ein kleiner Teil seines Schaffens – sein Gesamtwerk ist unglaublich!“
Kunst und Künstliche Intelligenz
Jürgen Fux erklärt: „Ich kann fotorealistisch malen, aber das ist mir zu fad. Ich kann fotografieren, aber auch das langweilt mich bald. Selbst das Erschaffen von Skulpturen aus verschiedensten Materialien empfinde ich manchmal als eintönig.“ Aktuell beschäftige er sich im Zuge der UNICATION intensiv mit dem Thema Algorithmus und KI.
Jürgen Fux fordert die Maschine heraus: Bilder schreiben mit KI
Jürgen Fux beschäftigt sich schon lange mit Künstlicher Intelligenz (KI). Ihn fasziniert die Frage, wo die Grenze zwischen echter Kunst und künstlich erzeugten Bildern liegt.
Jürgen Fux erklärt: „Alle drei bis vier Jahre starte ich einen neuen Zyklus.“ Besonders bei der UNICATION gehe es ihm darum, den Prozess der Sublimation bewusst zu steuern – also eine Idee aus dem Geistigen in eine greifbare, plastische Form zu überführen. „Es geht darum, Gedanken und Vorstellungen in eine künstlerische Realität zu verwandeln“, erläutert er. Dabei gebe es einen entscheidenden Zwischenschritt, den man jedoch nicht genau definieren könne – „das passiert in meinem Kopf.“
Nur der Mensch erschafft Kreativität aus dem Nichts
In seinem Zyklus „Behind the Scenes“ erforscht er die Rolle des Menschen in einer Welt, in der KI immer mächtiger wird. Er lässt die KI Kunst erschaffen, indem er sie mit Worten füttert und ihr beibringt, ihn zu verstehen. Er beschreibt weiter, dass er ein Bild, das er „geschrieben“ habe, theoretisch 400.000-mal reproduzieren könnte. „Aber erst durch eine von mir gesetzte Spachtelung wird es zu einem Unikat“, betont Fux. Am Ende zeigt er, dass die Maschine den Menschen nicht ersetzen kann.
Mit seiner letzten, entscheidenden Veränderung – einer Methode, die er UNICATION nennt – macht er aus dem Künstlichen ein echtes Kunstwerk.
Zukunftsträume und große Ziele
Sein größter Traum? „Die Biennale in Venedig!“ Er habe sich bereits beworben und hoffe, eines Tages dabei sein zu können. „Aber ich gebe nicht auf – es gibt viele Biennalen auf der Welt!“
Einblick in das Atelier von Jürgen Fux
Wer Jürgen Fux in seinem neuen Atelier in Hallein besuchen möchte, wird bald die Gelegenheit dazu haben. „Sobald mein neues Atelier in der alten Tischlerei Stadler in Hallein fertig ist, kann man es besuchen. Allerdings nur mit Voranmeldung, da ich sonst vielleicht nicht da bin.“
Atelier Juergen Norbert Fux
Egglstraße 3
5400 Hallein
Web: www.fux-juergen.com
E-Mail: office@fux-juergen.com
Tel: +43 699 106 417 75
Vor den Vorhang: Jürgen Fux über Kunst und Hallein
Herzlichen Dank an Jürgen Fux für das spannende Gespräch, das meinen Blick auf die Kunstwelt geöffnet hat. Eine absolut sympathische Begegnung mit einem wunderbar bodenständigen Menschen.
Fotocredits: © Jürgen Fux